Orte für eine Zeitreise ins Burgenland von früher
Das Burgenland hat in den vergangenen Jahrhunderten eine beispiellose Entwicklung hinter sich. Aus einer eher ärmlichen, von Landwirtschaft geprägten Gegend wurde in vielerlei Hinsicht eine Vorzeigeregion. Nicht nur die Gesellschaft hat sich verändert, sondern auch die Ortsbilder und das alltägliche Leben. Umso wichtiger gestaltet sich die Aufgabe, die Alltagskultur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Deswegen setzt man in den Museen des Landes und an Schauplätzen bewegter Geschichte alles daran, der nächsten Generation das Vergangene mitzugeben.
Hier lässt sich in beeindruckender Weise erahnen, wie es sich im Burgenland von damals gelebt hat. Die originalgetreu wiedererrichteten Gebäude, wertvolle Exponate und geschichtsträchtige Stätten erinnern an ein Burgenland, das für viele heute unvorstellbar ist. Die Freuden des damaligen Alltags werden ebenso gezeigt wie die Ängste der Bevölkerung. Schicksale werden beleuchtet und so ein Bewusstsein für die Geschehnisse der Gegenwart geschaffen.
Vom Seewinkel bis in den südlichsten Zipfel des Burgenlandes finden sich einzigartige Orte für eine Zeitreise. Die sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Ursprünglich verband die Brücke über dem Einser Kanal grenzüberschreitende Felder heimischer Landwirte. Das änderte sich im Oktober 1956, als im Nachbarland der ungarische Volksaufstand losbrach. Mehrere Flüchtlingswellen drängten nach Österreich. Alleine im Bereich Andau kamen mehr als 70.000 Menschen über die Grenze. Die unscheinbare Holzbrücke war für viele die letzte Aussicht auf Freiheit. Vor dem Volksaufstand eher unbedeutend, wurde die Brücke in dieser Zeit zu einer der bedeutendsten Brücken in Europa. So schreibt etwa der U.S. amerikanische Bestsellerautor James A. Michener in seinem Buch "Die Brücke von Andau". Andau nahm die Geflohenen auf und ging mit humanitärem Beispiel voran, die Brücke wurde noch im selben Jahr gesprengt. An ebendieser Stelle wurde 1996 eine ähnliche Brücke wiedererrichtet und erinnert bis heute an die Ereignisse von damals.
Die einst kleine Privatsammlung von "Beppo" Haubenwallner hat sich in den letzten Jahren zu einem der beeindruckendsten Museen des Landes entwickelt. Mehr als 35 original wiedererrichtete Gebäude - ein gesamtes Ortsbild also - portraitieren das burgenländische Alltagsleben in der Zeit zwischen 1890 und 1960. Das "Dorf im Dorf" bietet Besuchern eine besonders authentische Zeitreise. Errichtet wurde das Freilichtmuseum am "Hoadboden", dem die Bevölkerung damals ihre Existenz abverlangte. Freude und Angst lagen eng beieinander, denn der Boden entschied über prall gefüllte Vorratskammern oder leere Teller. Beim Betreten der Räumlichkeiten wird einem bewusst, wie sehr sich der burgenländische Alltag in den letzten Jahren verändert hat. Dennoch will man das Vergangenen für die Nachwelt festhalten - und das gelingt hier authentisch wie nirgendwo sonst.
Der 19. August 1989 gilt als der erste spektakuläre Akt der deutschen Wiedervereinigung. Das Paneuropäische Picknick war eine Friedensdemonstration am Eisernen Vorhang, mit dem man ein wichtiges Zeichen setzen wollte. Zwischen St. Margarethen und Steinambrückl wurde an diesem Tag die Grenze für drei Stunden symbolisch geöffnet. Knapp 700 Menschen aus der DDR durchbrachen die Grenze und wurden zu ihrem eigenen Überraschen nicht von der Grenzwache aufgehalten. Es war die erste große Fluchtbewegung aus Ost-Deutschland seit Errichtung der Berliner Mauer. Das Tor zur Freiheit in St. Margarethen zeugt von diesem bedeutenden Ereignis. In der gepflegten umliegenden Parkanlage wird die Geschichte durch mehrere Stationen aufgerollt.
Blaudruckstoffe waren früher ein typischer Bestandteil der burgenländischen Alltags- und Arbeitskleidung. Heute ist die Werkstatt der Familie Koó im mittelburgenländischen Steinberg eine der letzten Werkstätten in Europa. Traditionelles Handwerk wird hier noch in ursprünglicher Form praktiziert. In der Werkstatt sucht man vergebens nach Maschinen, Stoffe werden hier von Hand gedruckt und gefärbt. Getrocknet wird im Freien, eben genau so wie damals. Der aufwendige Prozess macht die Stücke mit den traditionell burgenländischen Mustern somit noch ein Stück wertvoller. Mittlerweile hat die UNESCO den Original-Indigo-Blaudruck der Familie Koó auf die Liste immaterieller Weltkulturerbe gesetzt. So will man dieses bedeutende Stück burgenländischer Tradition noch lange erhalten.
Als es den Wiener Gerhard Kisser 1970 ins Südburgenland zog, entdeckte er am Fuße des Gerersdorfer Riegelberges ein altes, strohbedecktes Haus. Die traditionell burgenländische Holzarchitektur gefiel ihm sofort, und er setzte alles daran, diese Bauweise für die Nachwelt zu erhalten. 1972 kaufte er das erste Grundstück und trug sukzessive Holzblockbauten ab. Er errichtete diese auf seinem Grundstück wieder und rettete sie so vor dem Verfall. Immer mehr Häuser aus Holz, Stroh und Lehm fanden hier einen neuen Platz. Bis heute wurde das größte Freilichtensemble des Südburgenlandes immer weiter ergänzt. Heute versprüht das Museum einen einzigartigen südburgenländischen Charme, der ohne Gerhard Kisser vielleicht verloren gegangen wäre. Lesungen, Konzerte und Ausstellungen hauchen den historischen Räumlichkeiten neues Leben ein.
Ein Museum inmitten idyllischer Natur. Das Freilicht- und Weinmuseum in Moschendorf markiert den Beginn der Pinkataler Weinstraße und umfasst 15 Gebäude aus den letzten vier Jahrhunderten. Traditionelle Baukultur aus dem Alltags- und Arbeitsleben von damals wird hier für die Nachwelt erhalten. Die Bauten gehen bis in das Jahr 1663 zurück und beherbergen originales Werkzeug, alte Weinpressen und viele weitere spannende Exponate. Ergänzt wurde das Museum durch neue Gebäude, die den Besuchern ein Rundum-Erlebnis samt Vinothek und Einkehrmöglichkeit bieten sollen. Hier kann man nach einer Wanderung entspannen. Die romantischen Kellerstöckl und typischen Lehmhäuschen auf dem Museumsareal bieten genug Stoff zum Tagträumen.
Dieser grenzüberschreitende Wanderweg für Jung und Alt zeigt wortwörtlich Grenzen auf. Durch die Nähe zu Ungarn hat die südburgenländische Gemeinde Bildein besonders intensiv erfahren, was eine Trennung bedeutet. Mit dem Grenzerfahrungsweg will man bewegende Schicksale aufzeigen. Interaktive Stationen greifen sowohl die historischen Ereignisse wie auch die landschaftlichen Besonderheiten der Region auf. Man wandert durch ein Labyrinth, kommt an einem Bunker aus dem 2. Weltkrieg vorbei und überschreitet die Grenze zu Ungarn über der Pinka. Das Schicksal der gewaltsamen Trennung ist in der Gemeinde noch heute allgegenwärtig. Mit den Werten Aufgeschlossenheit und Toleranz will die Gemeinde ein bedeutendes Zeichen setzen.
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