Nun stelle ich mir mein Ruhebild vor:
Ich befinde mich heute im ersten grenzüberschreitenden Naturpark zwischen Österreich und Ungarn - im Naturpark Geschriebenstein. Es ist ein sonniger Tag, und ich genieße meine Freizeit in der Natur.
In diesem Park findet man neben Trockenrasen, Weingärten und Obstkulturen ein großes Waldgebiet. Ich darf mir heute in diesem besonderen Wald eine Auszeit nehmen. Ein naturnaher Wald wie dieser hier produziert mit Hilfe der Sonnenenergie und dem Niederschlagswasser Holz. Es ist großartig, was dieser Grünraum Wald alles für uns leistet: Er entzieht der Atmosphäre CO2, speichert dieses und gibt den für uns so wichtigen Sauerstoff frei. Der Wald in meiner Umgebung ist ein Mischwald.
Die Jahreszeit Herbst hat hier bereits Einzug gehalten. Ich sitze auf einem moosbewachsenen Baumstumpf auf einer kleinen Lichtung. Ich staune über die wunderbar alten Bäume, welche ich hier vorfinde: eine imposante Stieleiche, eine majestätische Rotbuche und eine Kastanie mit einer breiten Baumkrone. Ich spüre, wie die alten Baumriesen um mich herum eine besondere Ruhe ausstrahlen.
Eine Ruhe, die nun auch mich still werden lässt.
Ich lasse die Farben, die der Herbst für mich gemalt hat, auf mich wirken. Alles ist friedlich und still. Ich schaue mich im Mischwald bewusst um und entdecke am Boden all die Schätze dieser Bäume, die Früchte des Waldes: Kastanien, Eicheln, Bucheckern. Das Blätterdach dieser Laubbäume leuchtet bereits in Gelb, Braun und Rot. Einige der Bäume haben bereits einen Teil ihre Last abgeworfen, und so lasse auch ich los. Das fröhliche Bunt der Herbstblätter hebt meine Stimmung und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich nehme einen tiefen Atemzug und atme die kühle, klare Herbstluft ein. Ich will nun den Duft des Waldes noch intensiver in mir aufnehmen und greife daher mit meiner Hand nach einem kleinen Teil des Laubes, welches zu meinen Füßen liegt. Ich konzentriere mich nun auf meinen Geruchsinn. Ich führe die Blätter zu meiner Nase und rieche daran. Ein wundersamer Cocktail an Düften strömt mir entgegen, ich rieche Erde, Pilze, Moose und herbe Holznoten. Sie beruhigen meinen Geist und lassen ihn klar und hellwach werden.
Erfrischt blicke ich mich um und entdecke neben mir eine Schwarzföhre, die mit ihrem Nadelkleid prachtvoll in die Höhe ragt. Am Fuße der Föhre wächst in einer feuchten bemoosten Mulde ein Steinpilz. Die unscheinbaren Pilze haben hier eine wichtige Funktion im Wald. Sie vernetzen die Bäume, versorgen diese mit Wasser, filtern Schadstoffe und schützen die Wurzeln vor Krankheitserregern. Plötzlich höre ich ein Rascheln vor mir im Laub, ein Eichhörnchen springt sanft mit leichten Füßen über das Laub. Als es eine Eichel findet, trägt es diese schnurstracks mit flinken Sprüngen im Maul davon. Dieser Baumbewohner sammelt nun Futter für den Winter, in dem er eine Winterruhe hält. Ich konzentriere mich jetzt auf meinen Hörsinn und merke, wie erholsam der Wald auf meinen Geist und meinen Körper wirkt. Jetzt höre ich Vogelstimmen. Es sind die Laute eines Eichelhähers und eines Rotkehlchens, welche mit ihrem Gesang die Atmosphäre des Herbstwaldes noch vertiefen. Ein leichter Herbstwind kommt auf und weht mir durch die Haare. Er lässt vereinzelt bunte Blätter von den Bäumen tanzen, die dann in wiegenden Bewegungen langsam zu Boden gleiten.
Ein Blatt landet auf einem alten umgestürzten Baum, obwohl dieser als Totholz wirkt, scheint dieser Baum enorm belebt zu sein. Unzählige kleine Löcher, bieten hier diversen Insekten einen guten Winterschlafplatz, gewiss auch den schwarzrot gemusterten Feuerwanzen, die in geselligen Grüppchen zusammenleben und sich hier bestimmt ein warmes Plätzchen gesichert haben. Der umgestürzte Baum bietet auch dem winzig kleinen, dunkelbraunen Kugelspringer einen großartigen Lebensraum. Dieser wichtige Waldbewohner recycelt organisches Material und versorgt damit den Boden mit wichtigen Nährstoffen. Der Kugelspringer zählt zu den Urinsekten, welcher eine besondere Gabe hat. Der Winzling hat eine verborgene Sprunggabel, die er bei Gefahr gegen den Untergrund drückt und mit einem kräftigen Salto nach vorne flüchtet.
Die Sonne, die sich eine Weile hinter den Wolken versteckt hatte, strahlt mir nun mit ihren letzten warmen Sonnenstrahlen ins Gesicht. Ich liebe diese Wärme im kühlen Herbst. Sie tut mir gut, und ich fühle mich vollkommen wohl hier im Wald. Das hier ist ein gesunder Wald voller Leben und Vielfalt, Wann immer ich das Bedürfnisse habe, ihn zu besuchen, werde ich zurückkehren, entweder in Gedanken oder in Realität im Naturpark,
denn ein Besuch im Wald stärkt mein Immunsystem und entspannt meinen Geist.
Nun verabschiede ich mich von meinem Ruhebild
